Ich bin kein Fan von Krimis, aber ich mag Crime. Im deutschsprachigen Raum wird da leider oft kein Unterschied gemacht. Oder vieles, was eigentlich zu Crime gehört, einfach in das Thriller-Genre gepackt. Umgekehrt werden Krimis im englischen Sprachraum einfach unter die übergeordnete Kategorie Crime einsortiert.

Obwohl ich jetzt eigentlich kein Freund von Schubladen bin (sowohl als Autor, als auch privat, ich finde Schubladen einfach suspekt, alles, was man reinpackt, verschwindet einfach, deshalb kugeln auch meine Socken zur Sicherheit immer an der freien Wohnungsluft herum … vor allem wenn meine Katzen sie in die Klauen bekommen, aber egal), es gibt die Schubladen halt trotzdem. Es soll insbesondere dem Leser, Zuschauer, etc. das Auffinden seiner Lektüre, Filme oder Musik erleichtern.

Gut, ist ja in Ordnung. Aber wenn schon, denn schon. Wenn man schon Genres hat und braucht, dann soll man das auch ordentlich machen. Ein Krimi ist kein Thriller. So einfach ist das. Das sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe (oder Socken, um beim vorherigen Bild zu bleiben). Und Crime ist nicht zwangsläufig ein Krimi.

Während ein Krimi sich eher auf die Ermittlerperspektive konzentriert, schildert (zumindest laut meiner Auffassung) das Genre Crime die Welt des Verbrechens, also vorwiegend der Verbrecher. Natürlich kann es da auch mal Ermittler geben (man braucht da nur an MacDonald, Spillane, Hammett, Chandler, etc. zu denken ), aber im Vordergrund steht da nicht das ermitteln, sondern die Tat und viel entscheidender der Täter.

Genau das macht das Crime-Genre für mich so spannend. Es schildert eine (zumindest dem „normalen“ Leser) vollkommen fremde Welt. Wie wird man zu einem Täter? Was treibt einen Täter an? Wie kommt es zur Tat? Und, gibt es vielleicht sogar triftige Gründe dafür?

Gerade deshalb ist Crime für mich der perfekte Spielraum um die tiefsten, schrecklichsten und grausamsten Abgründe der menschlichen Seele zu ergründen. Es können daraus ganz fantastische (und erschreckende) Charakterstudien entstehen, die aber gleichzeitig mit enorm viel Spannung erzählt werden können. Dadurch ist Crime für mich auch relativ nahe am Horror dran, vor allem am realistischen Horror eines Jack Ketchum.

Einer der ganz großen Meister des Crime (und der Charakterstudien) ist und bleibt Jim Thompson. Der, selbst wenn einer seiner Protagonisten mal ein Polizist oder Sheriff war, immer über Verbrechen, über den Wahnsinn und die Grausamkeit der Menschen geschrieben hat. Von daher kann man einige seiner Romane auch durchaus als Crime-Horror bezeichnen. Aber ganz bestimmt nicht als Krimis.