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Von Konkurrenten und Kollegen

Vor kurzem war ich mit meiner Geschichte Der Erleger für einen Preis nominiert, landete letztlich aber nur auf Platz 7 von insgesamt 8. Trotzdem hab ich mich für die Gewinner gefreut und ihnen gratuliert. Da stellte sich mir dann die Frage: Sind andere Autoren nun eigentlich meine Konkurrenten oder meine Kollegen?

An sich befinden wir uns ja irgendwie in einer Zeit und einer Gesellschaft, die (so scheint es) nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht ist. Rücksichtnahme oder wirkliches Zusammengehörigkeitsgefühl gibt es nur wenig bis gar nicht. Vor allem in der Berufswelt ist jeder nur auf sein eigenes Wohl und seine eigene Karriere bedacht. Spielt keine Rolle, um welche Branche es sich dabei handelt. Wobei es bestimmt Berufsfelder gibt, wo der Zusammenhalt mal größer und mal kleiner ist.

Ich frage mich, wie verhält es sich bei Autoren? Egal ob man nun vom Schreiben leben kann oder nicht, ein Beruf ist es trotzdem. Einen Roman, eine Kurzgeschichte, einen Essay oder Artikel, ein Stück oder ein Drehbuch zu schreiben, ist schlicht und ergreifend eine Arbeit. Und nein, man schreibt nicht immer gerne. Es ist nicht einfach nur ein Hobby, das ständig Spaß macht und in erster Linie (wie es sich halt für ein Hobby gehört) zur Erholung dient. Schreiben ist Arbeit. Unabhängig von der Vergütung und dem Erfolg.

Ich kann natürlich nicht für andere Autoren sprechen, aber für mich persönlich sind andere Autoren stets meine Kollegen, nicht meine Konkurrenten. Ganz egal, was und wie diese Autoren schreiben. Ganz egal, ob ihnen meine Sachen gefallen oder nicht oder mir ihre gefallen oder nicht. Sie sind und bleiben meine Kollegen.

Das bedeutet für mich, dass wir im gleichen Berufsfeld unterwegs sind und ich anderen Autoren gegenüber ein Zusammengehörigkeitsgefühl empfinde. Ja, ich freue mich, wenn andere Autoren (nicht nur jene, die ich persönlich kenne, sondern auch jene, deren Arbeiten ich aus der Distanz verfolge) Erfolge feiern können. Es spielt dabei keine Rolle, ob es sich um eine Veröffentlichung, einen Preis, gute Rezensionen oder einen Bestseller handelt. Ich freue mich schlichtweg darüber, wenn andere Autoren etwas schaffen, das ich natürlich auch anstrebe zu erreichen.

Das hat nicht nur altruistische Hintergedanken, keine Frage. Nein, es gibt mir nämlich schlichtweg auch immer einen Funken Hoffnung. Wenn andere Autoren etwas erreichen, über das ich mich freuen kann, freu ich mich zum Teil auch für mich selbst. Ich freue mich, weil ich mir denke, vielleicht schaff ich das auch irgendwann mal. Vielleicht gelingt mir eine weitere Veröffentlichung, vielleicht bekomm ich diesmal mehr oder bessere Rezensionen, vielleicht kaufen mehr Leute meine Romane und Geschichten. Vielleicht auch nicht. Dadurch ist in gewisser Weise jeder Erfolg eines anderen Autoren auch ein winzig kleiner Erfolg für mich.

Kollegen können einem den Weg ebnen. Konkurrenten zerstören den Weg hinter sich, damit niemand anderer ihn passieren kann.

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Shining

  1. Lieber Marco,
    ja, stimmt. Sehe ich auch so. Vor allem den Teil mit dem Beruf, der Arbeit und dem Hobby. Lego wäre z. B. bei mir ein reines Hobby. Wenn ich keine Lust mehr habe, stehe ich einfach auf und gehe weg. Es muss nicht gut werden. Es muss nur Spaß machen.
    Daher poste ich auch fast nie Lego-Modelle irgendwo, schon gar nicht hierfür vorgesehene Gruppen oder Foren, weil da fast immer Kritik kommt, wie ich es besser machen könnte. Ich will es nicht besser machen. Ich will bauen.

    Beim Schreiben ist das anders. Da stelle ich mich der Kritik und ja, ich will es da besser machen. Kein Hobby. Arbeit. Wenn auch eine sehr schlecht bezahlte. 🙂

    LG Yvonne

    • Marco Rauch

      Hallo Yvonne,
      ja, das mit dem Lego ist ein gutes Beispiel. Hobby und Arbeit sind einfach zwei verschiedene Dinge. Und natürlich gibt es auch sicher genug Leute, für die Schreiben einfach ein Hobby ist. Also, die es dann einfach für sich tun, sich Sachen aufschreiben oder einfach für sich schreiben. Und das ist ja auch okay dann so.
      Aber jeder, der ernsthaft schreibt, mit dem Ziel sich zu verbessern und auch Leser zu erreichen (bedeutet ja nicht, dass so jemand nicht auch in erster Linie für sich schreibt, das tue ich ja eigentlich auch, immerhin möchte ich doch auch nur Sachen schreiben, die mir gefallen und Spaß machen und die ich gerne lesen würde), der betreibt das nicht als Hobby, für den ist das Arbeit.

      Das mit der Bezahlung ist absolut richtig, ist leider schlecht bezahlt 😉 sollte aber auch nicht so sein (gut, da wird wohl fast jeder Autor zustimmen, der nicht davon leben kann). Leider definiert unsere Gesellschaft als Arbeit nur das, womit man seinen Lebensunterhalt verdient. Doch als Autor, für den es Arbeit ist, der lässt sich davon nicht abbringen. Wenn dem so wäre, würde es keine Autoren geben, keine Bücher, keine Filmemacher und keine Musiker. Die meisten haben ja lange Jahre des Arbeitens, wo sie nicht davon leben konnten.

      Und wie du beim Lego sagst, mit einem Hobby kann man jederzeit aufhören, vor allem wenn es einem mal nicht so Spaß macht. Mit dem Schreiben könnte ich nicht aufhören, ganz egal, wie sehr es mich manchmal auch fertig macht und wenn es gerade mal schlecht läuft. Genau so wenig kann ich auch mit meinem Job aufhören, einfach, weil ich das Geld brauch 😉

      LG,
      Marco

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