Crime, Super Pulp 04 Easy Money, Blitz-Verlag

Inhalt:

Nachdem der Freund von Denise schwer verprügelt wurde, nimmt sie an den Tätern Rache. Denn sie weiß, worauf es bei Rache ankommt. Sie hat es von ihrem Vater gelernt. Man muss auf den richtigen Moment warten, sich anpirschen, seinen Opfern auflauern und dann eiskalt zuschlagen.

Auszug:

„Hat dir der Mann in eurem Zimmer was getan?“

„Wie getan?“

„Dich angefasst? Dich geschlagen? Dir irgendwie weh getan?“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Aber einmal, da hat er mich so erschrocken, da bin ich aufgewacht und er steht ganz groß neben meinem Bett, da hab ich dann so geschrieen und zu weinen angefangen, ich glaub, ich war dann die ganze Nacht munter. Zum Glück war der Stefan gleich im Zimmer bei uns und hat mich beruhigt, bis dann auch die Mama gekommen ist.“

„Und sonst ist nichts passiert?“

„Nein.“

Ihr Vater löste das Etikett von der Bierflasche ab und stellte sie dann zu Boden.

„Glaubst du mir?“ Sie sah ihn mit ihren grünen, großen Kinderaugen an. Noch so voller Hoffnung und Unschuld.

„Natürlich tue ich das, meine Kleine.“ Er legte einen Arm um Denise. „Ich weiß, du wirst das jetzt vielleicht nicht ganz verstehen, aber … dein Stiefpapa … Stefan … er ist kein netter Mensch, auch wenn Mama das glaubt … ich habe einen Privatdetektiv angeheuert und er hat was für mich herausgefunden, über Stefan … ich war dann bei der Polizei und … es gibt halt keine handfesten Beweise, keine Aussagen, nichts … sie glauben mir nicht, so wie Mama dir nicht glaubt, und jetzt wohnt ihr alle zusammen und er ist bei dir und …“ Eine Hand auf ihrer Schulter, starrte er aus dem Fenster. „Die Welt ist wie ein Dschungel, meine Kleine. Manchmal musst du das gemeinste und wildeste Tier von allen sein, weißt du? Es genau so machen wie die Raubtiere in der Wildnis. Deinem Opfer auflauern, es beobachten, dich anpirschen und dann …“ Er schlug mit der geschlossenen Faust in die offene Handfläche. Denise erschrak über den lauten Knall, aber lachte vergnügt. Vor ihrem Vater hatte sie noch nie Angst gehabt. „… zuschlagen. Wenn sie es am wenigsten erwarten. Sie überraschen. Das ist das Wichtigste.“ Plötzlich ließ er sie los und nahm die leere Bierflasche in die Hand. „Hör zu, ich muss jetzt kurz aussteigen und zur Mama und Stefan gehen. Es wird was passieren, aber du brauchst dich nicht fürchten, es passt schon so und ich bin gleich wieder da, dann fahren wir endlich weg, okay?“

„Okay.“

„Versprich mir, dass du im Auto wartest?“

„Ja.“

„Versprochen?“

„Versprochen.“

„Brave Maus.“

Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Die Lippen waren feucht vom Bier.

Dann stieg er aus dem Auto, mit der leeren Flasche in der Hand, und ging hinüber zum Gasthaus. Zum Gastgarten wo ihre Mama mit Stefan und den zwei Kindern beim Essen waren.

Ihr Vater marschierte auf sie zu. Noch bevor er stehen blieb, schlug er Stefan die leere Bierflasche einfach über den Hinterkopf. Er war so überrascht und geschockt, er war unfähig zu schreien. Er drehte sich um und blickte auf ihren Vater. Als Stefan erkannte, wer ihn da angriff, als sich die Erkenntnis auf seinem Gesicht abzeichnete, schlug ihr Vater erneut zu. Schlug so lange zu, bis er das Gesicht zerstört hatte und keine Angst mehr spürte.

Das war das letzte Mal, dass Denise ihre Mutter und Stiefgeschwister sah. Danach war nichts mehr wie vorher. Danach nahm ihr Vater sie mit auf eine „weite Reise“, wie er es nannte. Erst später realisierte sie, dass er mit ihr auf der Flucht war.

Eiskalt
Eiskalt

Hinter den Kulissen:

Wie bei vielen Kurzgeschichten, hatte ich auch Eiskalt sehr schnell runtergeschrieben. Zumindest die erste Fassung. Nach ein paar Überarbeitungen, wurde ich zufällig auf das Super Pulp aufmerksam gemacht und dachte mir, das passt zusammen.

Ich hab die Geschichte dann dem Bobby, dem Herausgeber des Magazins, geschickt und siehe da, er hat sie genommen. Dazu muss man wissen, er ist ein sehr gründlicher Herausgeber und dadurch kamen dann noch einige Überarbeitungen hinzu. Doch es war stets zur Verbesserung der Geschichte, keine Frage.

P.S.: Eiskalt war ursprünglich nur 6 Seiten lang, nach den Überarbeitung und der besseren Herausarbeitung von Denise und ihrer Vorgeschichte, war die Kurzgeschichte am Schluss auf ordentliche 17 Seiten angewachsen.