Sci-Fi Horror, Super Pulp 08 Wolf und die Zombie-Insel, Blitz-Verlag
Inhalt:
Ein Zeitreisender hängt in der Vergangenheit fest, nachdem er und sein Team erfolgreich einen Virus bekämpft haben. Er hat sich ein „normales Leben“ eingerichtet, mit Frau und Kind und Job. Doch es kommen ihm immer mehr Zweifel auf. Nicht nur, ob die Vernichtung des Virus das Richtige war, sondern auch, ob es die Zukunft, seine Zukunft überhaupt je gegeben hat.
Auszug:
Zuerst hat mir das Leben hier gefallen. Es war so anders. Frische Luft. Freie Plätze. Keine Angst vor dem Virus.
Am Abend konnte ich draußen stehen und die Sterne sehen. Den Mond bei seiner Wanderung beobachten, ohne eine Schutzbrille vor den Augen.
Ich spürte zum ersten Mal Regen auf meiner Haut. Auf meiner Haut, nicht auf den Gummianzügen, die wir an der Oberfläche trugen. Wie sich ein Tropfen an der Nase festhielt, bevor er runter fiel. Unbeschreiblich.
Ich hörte Vögel, Bienen oder Grillen. Hunde und Katzen. Am Land Kühe, Schafe und Pferde. Ohne Helm, der die Ohren verdeckte, klang die Welt ganz anders.
Und dann die vielen Menschen. Sie waren überall. Kein Ort war ausgestorben. Sie fuhren mit ihren Autos, der U-Bahn oder flogen mit Flugzeugen durch die Luft. Sie gingen einkaufen, in Geschäfte, Restaurants. Wälder, Zoos, Bibliotheken, Bäder, in den Prater oder in Kinos.
Aber je länger ich in dieser Zeit lebte, desto mehr erkannte ich das wahre Gesicht meiner Mitmenschen. Wir tun alles, um unsere Welt zu zerstören. Ganze Tierarten werden ausgerottet oder in unglaublichen Bedingungen gehalten. Umweltzerstörungen. Klimakatastrophen. Schmelzendes Eis. Ozonlöcher. Hitzerekorde.
Da brauche ich nicht aus der Zukunft kommen, um zu merken, dass die Menschheit keine mehr hat. Es ist zu Ende. Sie erkennen es nur nicht.
Aber ich. Ich erkannte es. Mir wurde es langsam bewusst. Tiere, Pflanzen, einen sternenklaren Himmel, Mond und Regen. Das gibt es in meiner Zeit auch. Nur wir … wir sind weg. Uns braucht der Planet nicht um zu überleben. Im Gegenteil. Wir setzen alles daran ihn zu töten. Ihn unbewohnbar zu machen. Nicht nur für uns. Für jedes Leben.
Erst in der Vergangenheit kam ich den Lügen meiner Gegenwart auf die Schliche. Das Ende der Menschheit bedeutet nicht das Ende der Welt. Nein. Die dreht sich auch ohne uns weiter. Den Tieren und der Umwelt geht es sogar besser. Und Mond und Sterne? Die wissen nicht mal, dass wir überhaupt da waren.
Die Erde braucht uns nicht. Umgekehrt aber schon. Und trotzdem leben wir nicht danach. Zumindest in der Gegenwart nicht. In der Zukunft schon. Da bleibt uns gar nichts anderes übrig. Da sind wir auf der Erdoberfläche nicht mehr erwünscht. Da sind wir nur eine kleine Gruppe vereinzelt Überlebender. Da sind wir nicht mehr dominant und zerstörerisch, da sind wir die Minderheit. Die angebliche Krone der Schöpfung reduziert auf ihre wahre Bedeutung.
Wir kämpfen darum die Erdoberfläche wieder um jeden Preis zu bevölkern. Zu beherrschen. Und was dann?
Werden wir die gleichen Fehler wieder machen?
Oder werden wir endlich aus unserer Vergangenheit gelernt haben?
Etwas Entscheidendes wurde mir erst in dieser Gegenwart bewusst. Nämlich was der eigentliche Virus ist: das sind wir, die Menschen.
Hinter den Kulissen:
Sick Times wurde erst 2020 veröffentlicht, während Corona und der weltweiten Pandemie. Geschrieben wurde sie allerdings schon Ende 2018, lange bevor es überhaupt zum Ausbruch kam. Um ehrlich zu sein, die Geschichte zählt nicht unbedingt zu meinen liebsten oder (wie ich finde) gelungensten Arbeiten.
Aber inhaltlich ist sie mir dennoch sehr wichtig. Sie spricht vieles an, was mir sehr wichtig ist. Unseren Umgang mit Tieren, Ausrottung von Tieren, Umweltzerstörung, etc. Kurz gesagt, ich kotz mich in Sick Times so richtig über den Zustand und die Dummheit der Menschheit aus.
Ja, ich bin der Meinung, dass unsere Welt eine schönere mit weitaus weniger Menschen darauf wäre. Mag keine beliebte und vielleicht auch eine kontroverse Meinung sein, aber es ist meine. Und es ist mir eigentlich auch egal, ob sie jemand teilt oder nicht.
Die ursprüngliche Inspiration zu der Geschichte waren ein Vater und sein Sohn, die ich lange Zeit jeden Tag auf meinem Weg in die Arbeit im Bus gesehen habe. Genau wie in der Geschichte, saßen auch die beiden immer am gleichen Platz (sofern er frei war), der Vater immer am Fenster und der Sohn außen (weil der Sohn eine Station früher aussteigen musste) und sie haben nie ein Wort miteinander gesprochen. Beide fuhren jeden Tag schweigend mit mir im Bus. Der Vater blickte schweigend aus dem Fenster, der Sohn schweigend in den Bus. Es gab nicht mal eine Verabschiedung, wenn der Sohn aussteigen musste.
Keine Ahnung, wie das Verhältnis der beiden in Wirklichkeit war, aber diese emotionslose Busfahrt der beiden war die auslösende Idee zu Sick Times.
P.S.: Der ursprüngliche Titel war übrigens Die Zukunft ist Geschichte … und obwohl Sick Times sehr passend ist, mag ich auch den anderen Titel sehr gerne.
Schreibe einen Kommentar