Mit Blind vor Wut hat mich Jim Thompson richtig erschüttert. Im positiven allerdings. Er war davor schon einer meiner absoluten Lieblingsautoren und ich hab schon gewusst, worauf ich mich bei ihm einlasse, aber mit diesem Krimi hat er mich tatsächlich irgendwie eiskalt erwischt.
In Blind vor Wut geht es um den achtzehnjährigen Allen, der Sohn einer weißen Prostituierten und eines schwarzen Vaters ist. Er fühlt sich als Fremder, nirgends dazugehörig, umgeben von einer feindlichen Welt. Überall und von jeder Seite schlägt ihm der Hass entgegen. Was soll aus einem jungen Menschen werden, der nichts anderes als Hass, Schmerz und Wut kennenlernt.
Ein Lichtblick scheint die kluge Josie zu sein, die tatsächlich auf seiner Seite steht und sich mit ihm anfreundet. Doch zu diesem Zeitpunkt ist es für Allen längst zu spät. Denn er hat vor sich an allen Menschen zu rächen. Egal ob sie ihn hassen oder lieben.
Blind vor Wut ist kein leichter Stoff. Gar nicht so sehr was Brutalität oder Gewalt betrifft. Jim Thompson wird immer eine gewisse Härte nachgesagt, doch das bezieht sich nicht auf explizite Gewaltdarstellung, hierbei geht er eigentlich meist eher subtil vor. Blind vor Wut ist aber umso brutaler und härter, wenn es um Psyche und Emotionen geht. Hier holt Thompson zum Rundumschlag aus.
Jim Thompson ist für mich ein Meister, wenn es darum geht, gebrochene Protagonisten zu schildern, die an ihrer Umwelt und ihren Mitmenschen scheitern. Die sich selbst, aber auch ihr Umfeld hassen und vor allem letzteres zerstören wollen. Seine Helden sind oft manipulativ, psychotisch, impulsiv und letztlich gewalttätig. In Blind vor Wut ist Jim Thompson auf der Höhe seines Könnens. Für mich stimmt hier alles. Und da es sich bei dem Protagonisten auch noch um einen Jugendlichen handelt, macht es das ganze noch erschreckender und erschütternder.
Eines meiner absoluten Lieblingsbücher von einem Autor, der mein Schreiben enorm beeinflusst hat.
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