Sci-Fi Thriller, erschienen bei Savage Types
Inhalt:
Gefangene werden in einem Alpengefängnis als Arbeitssklaven unter widrigen Lebensbedingungen ausgebeutet. Jede Befehlsverweigerung führt zu brutalen und menschenverachtenden Strafen. Um dieser Hölle zu entkommen, gibt es nur einen Ausweg: Du musst zum Auftragskiller werden!
Leo Haldemann, der seine Strafe wegen eines unglücklichen Vorfalls in dem knallharten Gefängnis absitzen muss, wehrt sich mit Händen und Füßen gegen die archaischen Zustände und kämpft mit seinen inneren Dämonen, um nicht selbst Täter zu werden.
Wird es ihm gelingen, sich der Gehirnwäsche durch die Wärter, die ihn zu einer Killermaschine formen wollen und der attraktiven, jedoch nicht weniger erbarmungslosen und undurchsichtigen Tochter des Oberaufsehers zu widersetzen?
Auszug:
Sie bringen mich hinaus. Führen mich an den Schlafbaracken und dem Essensraum vorbei.
Ein Schrei ertönt. Er ist gar nicht so weit weg.
Wir biegen an einer Scheune ab und kommen auf einen kleinen Hof.
Ein zischendes Geräusch. Wieder ein Schrei. Es stinkt nach verbranntem Fleisch.
Der erste Gedanke ist Flucht. Nur Flucht wohin? Wir sind auf einer Bergspitze. Es gibt nur eine Straße. Sonst sind wir umgeben von Klippen, Wald und Schnee. Die nächsten Dörfer sind zu Fuß mehrere Stunden entfernt.
Dann sind wir da. Ein glühendes Stück Eisen erwartet mich. Eine rissige Holzbank. Eingetrocknetes Blut und vielleicht andere Körperflüssigkeiten, die man in Panik und vor Schmerz ausscheidet.
Die Flucht ist auf einmal kein Gedanke mehr, sondern ein Instinkt, eine Gewissheit. Sofort stemme ich mich unwillkürlich in die andere Richtung. Zwei Männer packen mich von hinten. Ich schiebe dagegen an. Mit knapp neunzig Kilo bin ich kein Schwergewicht, aber sie verlieren an Boden.
Obwohl sie zu zweit sind, bin ich kräftiger als die beiden. Die vielen Jahre körperlicher Arbeit machen sich bezahlt. Die ganzen miesen, unterbezahlten Jobs, bei denen du deinen Körper schindest, bis du jeden Muskel spürst. Manchmal sogar so lange und so schwer zermürbt, bis du nichts mehr spürst, bis du mehr tot als lebendig am Abend einfach umfällst. Man besteht zwar aus Kraft, aber man hat keine Kraft mehr zum Leben.
Ich schiebe sie in die andere Richtung. Sie rechnen nicht mit so viel Widerstand. Der dritte, das Wieselauge, packt mit an. Reißt mir an den Haaren den Kopf nach hinten.
„Was soll der Scheiß?“, fragt er.
„Das frag ich mich auch“, sage ich. Der Hass in meinem Blick lässt ihn kurz erstarren, verunsichert ihn. Meine Augen lodern auf. Mein Kiefer mahlt und macht mein Gesicht kantig und verbissen. Wie ein Wolf, bereit sich auf seine Beute zu stürzen.
Das Wieselauge reißt nicht fester an meinen Haaren an, er schlägt nicht zu, er macht gar nichts.
„Gibt es ein Problem?“ Das ist Bruno Derflinger. Der Bruder meines neuen Besitzers. Er packt sich das glühende Eisen und kommt damit zu mir.
„Der Mistkerl bockt“, sagt Wieselauge.
Bruno hält mir das Eisen vors Gesicht. Ich versuche der Hitze auszuweichen, da packen die drei anderen hart zu, halten mich richtig fest und ich kann mich nicht mehr bewegen. Aber vielleicht ist es auch die Angst, die mich erstarren lässt, je stärker ich die Hitze spüre.
„Willst du, dass ich abrutsche?“ fragt mich Bruno.
„Nein.“
„Willst du vernünftig und ruhig sein?“
Was soll ich darauf sagen? Bruno starrt mich an. Sein Gesicht ist ganz dicht vor meinem. Diese zerschlagene Visage, mit Narben, die sich so tief wie Krater in seinem Gesicht abzeichnen. Einer zerquetschten Nase, ohne Nasenbein. Den brutalen, kalten Augen, die in mir nichts Menschliches sehen.
„Leg dich brav dort hin, dann hast du es schnell hinter dir.“ Er gibt den anderen Zeichen, mich loszulassen. „Wirst du brav und vernünftig sein?“
Eine drohende Hand legt sich ganz sanft und leicht auf meine Schulter. Die Hand ist noch geöffnet. Diese viel zu große Hand für den untersetzten, stämmigen Bruno. Er ist fast einen Kopf kleiner als ich. Aber seine Fäuste haben bestimmt mehr Menschen verprügelt und zerschlagen, als ich überhaupt kennen gelernt habe. Wenn er die Hand schließt, dann sieht man die Knöchel fast gar nicht mehr, weil er sie sich so oft gebrochen hat.
Mir ist das einmal passiert. Mit nur einem Schlag. Drei Knöchel gebrochen und ein Mann fiel vor einen heranrasenden Zug. Und jetzt bin ich hier.
Bruno deutet auf die Holzbank. „Es liegt ganz an dir, wie wir das erledigen. Aber mach schnell.“
Ich nicke. „Okay.“ Ich gehe hinüber zur Holzbank.
„Hemd runter“, sagt er.
Ich ziehe mir das Hemd aus.
„Hinlegen.“
Ich lege mich auf die Bank. Gesplittertes Holz sticht mir in Brust und Bauch. Es fühlt sich überraschend warm an, im Material gespeicherte Angst von den Menschen vor mir. Mit dem Kopf blicke ich über den Rand. Auf dem Boden vor mir ist gefrorene und frische Kotze. Ein giftiger Gestank.
„Festhalten.“
Plötzlich packen mich alle drei Männer. Wieselauge stemmt einen Fuß gegen meine Schulter und reißt mir die Arme in die Länge. Er zieht so fest an, ich warte nur darauf, dass sie mir aus den Gelenken springen.
Ein anderer setzt sich auf meine Füße. Und der dritte drückt mir mit seinem ganzen Gewicht ein Knie ins Kreuz.
„Leo Haldemann“, sagt Bruno meinen Namen. „Verurteilt zu dreizehn Jahren Strafarbeit wegen Totschlag. Hiermit bist du offiziell Eigentum von Moritz Derflinger.“
Ein reißender Schmerz erschüttert mich und fährt mit einer Wucht durch meinen Körper, dass ich beinahe alle drei Männer mit einem einzigen, gewaltigen Ruck von mir schleudere. Ein Schock, ein Glühen und Brennen. Das rechte Schulterblatt, wo Bruno das glühende Eisen auf meine Haut presst, verbrennt. So muss sich Lava anfühlen.
Hinter den Kulissen:
Berserker ist ein Thriller mit Science-Fiction und (wie ich finde) Horror Elementen, aber auch ein Charakterdrama über einen Menschen, der bis an die Grenze seiner emotionalen und körperlichen Belastbarkeit gebracht wird und daran zerbricht. Er wird erniedrigt, drangsaliert und gequält, zu einem Gegenstand degradiert und letztlich dazu gezwungen Menschen zu töten. Er wird von seinem Besitzer wie ein Tier dazu dressiert und zu einer perfekten Killermaschine abgerichtet.
Um den Leser direkt in die Ungewissheit des Protagonisten zu werfen, schildert der Ich-Erzähler seine Geschichte in der Gegenwart. Die Hauptfigur ist ein Spielball fremder Mächte, sein Besitzer kann mit ihm machen, was er will. Somit lebt er in einer ständigen Unsicherheit, was in seinem Leben geschieht, was der nächste Augenblick bringt. Die Handlung soll sich damit direkt vor dem Leser entfalten und ihn die gleiche Ungewissheit fühlen lassen, wie die Hauptfigur.
Ursprünglich hat Berserker gar nicht in einem Sci-Fi Setting angefangen, sondern war in der Gegenwart angesiedelt. Aber irgendwas hat da nicht funktioniert, hat nicht gezündet. Nach einer Weile (und vielen gescheiterten Anfängen, Ideen, Szenen, etc.) ist mir dann die Idee mit dem Sci-Fi Setting gekommen. Also alles in einer überbevölkerten Welt spielen zu lassen, in der Häftlinge an andere verkauft werden.
Es war dann schnell klar, dass die Hauptfigur ein Häftling sein muss, der wegen eines Gewaltverbrechens eine längere Haftstrafe absitzt, und sein neuer Besitzer jemand, der illegale Geschäfte macht und aus seinem neuen Häftling einen Auftragskiller für seine eigenen Zwecke machen will. So ist die Beziehung zwischen Protagonist und Antagonist ganz wie von alleine entstanden.
Und als mir dann von jemanden, der sonst mit Sci-Fi eigentlich wenig anfangen kann, auch noch gesagt wurde, dass die Idee mit dem Sci-Fi Setting toll klingt (liebe C. das geht also auf deine Kappe), da war natürlich sofort klar, dass ich das Teil genau so schreiben muss und ich auf dem richtigen Weg bin. Man kann sagen, ohne C. würde es Berserker so in dieser Form vielleicht gar nicht geben.
Rezensionen:
Was für ein explosiver Action-Thriller war das denn bitte? Absolut laut kommt er daher und absolut leichte Unterhaltung, trotzdem hat er einen härteren Gang, denn hier geht dermaßen die Post ab, dass einem schwarz wird vor Augen.
Will man gar nicht weglegen! Habe es innerhalb von 2 Tagen verschlungen. Finde es schade, dass der Autor nicht bekannter ist.
Poppy, Amazon
Benedict Thill, pressplay.at
Unter dieser heftigen Gewitter-Wolke von Gewalt-Exzessen, liegt allerdings auch viel menschliche Düsternis. Die schwarze Weltsicht kennen wir schon von ihm. Doch selten ging es bei Marco Rauch derart existenzialistisch zu, wie bei Berserker. Dieser Roman ist ernsthafter, weniger schwarzhumorig als z.B. Hard Boiled. Die inneren Monologe von Leo Haldemann, werden öfter mal zu schmerzhaften Mediationen über Sinn und Unsinn von Gewalt und des Lebens im Allgemeinen.
Jep, 305 Seiten reine URGEWALT und feinstes Kopfkino liegen hinter mir…und ein Tag!-) NUR EIN TAG IM SOG VON LEO HALDEMANN!
Zuerst einmal muss ich zugeben, ich hätte mir von alleine keinen Action-Berserker geholt, da ich krass auf WHITE KNUCKLE und Co stehe. Horrorxxxsplatter eben….
Rollerbslein, Amazon
Aaaaaaaaaaber dieser Sog, ein so hervorragender Lesesog, der erzeugt wird durch wunderbares Kopfkino und Wort gewordene Bilder…man ist als Leser mitten drin.
Man(n) riecht u spürt den Dreck, die Gebrochenheit u Gleichgültigkeit.
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