Belletristik, in &radieschen #69 Hülle & Fülle

Inhalt:

Da es sich bei Schwein gehabt um eine wirklich sehr kurze Kurzgeschichte handelt, möchte ich an dieser Stelle gar nicht zu viel verraten. Auch deshalb, weil ich das Ende nicht vorweg nehmen will.

Es ist jedenfalls keine „leicht verdauliche“ Geschichte, würde ich zumindest behaupten. Wobei sie nicht sonderlich brutal oder ekelhaft oder irgendwas in der Art ist, sie ist eher in emotionaler Hinsicht hart. Ähnlich wie zum Beispiel auch Aller guten Dinge sind drei oder Der Erleger, nur auf andere Art und Weise.

Auszug:

Ich glaube, jeder von uns hatte Angst. Aber ich konnte mich nicht einmal umdrehen, um in die Augen hinter mir zu blicken. Vielleicht hätte ich dann die gleiche Ungewissheit und das maßlose Unverständnis widergespiegelt gesehen, welches mich erfasst hatte. In einem Moment war man noch frei und unbekümmert und lebte sein Leben, im nächsten kamen die Männer mit dem LKW und trieben uns in den Anhänger, quetschten uns hinein, bis kein Grashalm dazwischen passte, schlossen die Tür und fuhren los. Als bedeuteten wir nichts. Als wären wir nur leblose Gegenstände. Unfähig, zu empfinden.

Ich konnte in ihre Augen blicken. In die der Männer, die an der Seite standen und uns zu dem großen, weißen Fabrikgebäude trieben. In diesen Blicken erwartete ich, Hass und Zorn zu sehen. Irgendetwas, das es mir begreiflich machen konnte, was hier mit uns geschah. Wieso sie uns so behandelten. Wieso sie taten, was sie taten. Doch ich sah nichts. Nur Gleichgültigkeit. Es war ihnen egal. Wir waren ihnen egal.

Sie schlugen auf uns ein. Sie schlugen mich. Ich spürte den Schlagstock auf meiner Haut. Hörte, wie er auf dem Körper hinter mir auftraf. Und auf den dahinter. Und dahinter. Und dahinter. Und immer so weiter.

Im Gebäude war es nicht besser. Grelles Licht. Kalte Fliesen. Beißender Gestank. Lautes Geschrei. Das Gekreische von Maschinen und Schmerzen. Wir wurden aufgeteilt.

Als ich die Geräte sah, das Blut auf der Zunge schmeckte und die Schreie der anderen hörte, wurde mir klar, dass es die Endstation war. Ich wollte noch einmal im Freien sein. Noch einmal das helle, warme Licht der Sonne spüren. Keine Angst mehr haben.

Schwein gehabt
Schwein gehabt

Hinter den Kulissen:

Hier gibt es diesmal gar nicht so viel zu erzählen. Vor allem auch wieder deshalb, weil ich die Auflösung der Geschichte nicht verraten will, sie ist wichtig für die emotionale Wirkung.

Was ich jedoch sagen kann ist, dass Schwein gehabt, obwohl es wirklich eine sehr kurze Geschichte ist, mir sehr viel bedeutet und sehr wichtig ist. Vor allem wegen seiner Thematik.