Sci-Fi, Postapokalypse, Dystopie
Status: Verlagssuche
Inhalt:
Die Kurzgeschichten in Die andere Seite schildern verschiedene Zukunftsszenarien oder erzählen von anderen Realitäten als der unseren. Es gibt Konzerne, die ineffiziente Mitarbeiter auf moderne Weise ersetzen. Ein Mann, der aus der Zukunft gekommen ist, um einen Virus zu stoppen, aber sich irgendwann nicht mehr sicher ist, was real ist und was nicht. Eine Geheimorganisation liefert einen Bericht über einen schrecklich missglückten Transport ab. Ein Abgesandter einer Glaubensgemeinde untersucht eine mysteriöse Tür, die seine ganze Welt bedroht, und eine Gruppe Menschen hat gelernt mit den Zombies zu leben.
In Die andere Seite gibt es keine strahlenden Helden und epischen Kämpfe. Es geht um einzelne Schicksale und kleine, unscheinbare Menschen, die in einem Leben, einer Realität oder einer Zeit gefangen sind, aus dem es keinen Ausweg zu geben scheint. Für einige gibt es nur Angst und Schrecken in einer ungewissen Welt, für manche aber auch positive Lichtblicke und einen Funken Hoffnung.
Nicht die Technik, sondern der Mensch ist sich selbst der größte Feind. Das ist die andere Seite der Medaille, denn der Mensch zeigt durch sein Verhalten, dass er vielleicht doch nicht die Krone der Schöpfung ist, für die er sich hält.
Auszug:
Auszug aus Eliminiert
Rutger sieht nicht aus wie ein Killer. Aber er ist jetzt einer. Weil er keine andere Wahl hat. Er muss diese drei Menschen eliminieren, wenn er selbst weiterleben will. Und das will er. Er ist noch nicht bereit zu sterben.
Rutger nimmt die Kühlkappe vom Kopf und sofort rinnt ihm der Schweiß über Nase und Wangen. Er wischt mit der Hand über sein Gesicht und verlässt die Bushaltestelle.
Aus seiner Tasche holt er eine Wasserflasche. Das Wasser schmeckt warm, aber es befeuchtet die trockenen Lippen. Besser als nichts.
Die Gegend kennt er. Früher hat er hier in der Nähe gewohnt. Rutger fragt sich, ob er deshalb hier ist? Ob das erste Opfer absichtlich jemand aus seiner alten Nachbarschaft ist. Dabei ist es noch gar nicht so lange her. Zehn, vielleicht zwölf Jahre.
Beim Supermarkt auf der anderen Straßenseite stehen sie Schlange. Bis hinaus auf den Gehsteig. So voll ist es dort drinnen wieder, dass sie niemand mehr rein lassen.
Rutger verstaut die Wasserlasche in der Tasche, dabei berührt er die Waffe. Kira hat sie ihm gegeben, gemeinsam mit den Infos zu den drei Opfern. Kira von der Mordkommission.
Sie ist vor ein paar Tagen zu ihm gekommen, um ihn zu eliminieren. Ganz offiziell. Sie hat ihm den Bescheid gezeigt und alles weitere erklärt. Dabei wäre es nicht notwendig gewesen. Er kennt die Regeln. Jeder kennt die Regeln.
„Mach dir nichts draus“, hat sie gesagt. „Die meisten steigen auf den Deal ein.“
Natürlich, hat Rutger gedacht. Niemand stirbt gerne. Aber drei Fremde töten, um sich selbst zu retten?
„Aber die wenigsten ziehen es auch durch“, hat sie erklärt. Das bedeutet, die wenigsten schaffen es drei Menschen zu töten. Selbst wenn es um das eigene Leben geht.
„Und dann gehörst du mir“, hat Kira gemeint.
In einem anderen Leben und unter anderen Umständen würde Rutger ihr gerne gehören. Sie hat ihm gefallen. Diese Mordkommissarin. Auf eine dominante und Furcht einflößende Art und Weise. Bis zu dem Moment, als sie ihm gesagt hat, was Sache ist.
Rutger verscheucht die Erinnerung an die Frau. Es ist besser, er sieht sie nie wieder.
Er blickt hinauf, das Gebäude empor. Der Komplex ist so hoch, das Dach verschwindet im Dunst des ausklingenden Tages. Rutger holt tief Luft, aber es ist so warm und stickig, er hat das Gefühl, seine Lungen brennen. Er hat das Gefühl zu ersticken, verbrauchte Luft einzuatmen.
Bleib ruhig, sagt er sich. Du musst das tun. Du willst nicht, aber du musst. Sie zwingen dich dazu. Sie, die Frau, die Kommission, diese ganze Welt.
Auf der Kühlfolie des Gebäudes erscheint plötzlich eine Werbung. Der Knopf in seinem linken Ohr, der Smartchip über den er ständig online ist, überträgt den Ton direkt in sein Gehirn. Eine laszive Frauenstimme haucht ihm die Werbung zu und er weiß auch, wenn Frauen diese Werbung wahrnehmen, ist es eine tiefe, maskuline Männerstimme, die da redet. Oder eine selbstbewusste Frauenstimme. Oder eine geschlechtsneutrale Stimme. Je nach den persönlichen Voreinstellungen des Besitzers.
Die Stimme sagt: Ich liebe das Gefühl es zwischen meinen Lippen zu spüren. Wie es sich in meinem Mund ausbreitet. Rauchen tut gut. Schneller sterben mit Nikotin. Du willst es doch auch.
Rutger geht zum Eingang und sucht auf dem Display nach dem Namen. Nach seinem Opfer. Er findet, was er sucht. Der Mann ist daheim.
Kira hat ihm einen Code gegeben, mit dem er in das Gebäude kommt. Er tippt ihn am Display ein. Seine Finger zittern dabei und er vertippt sich zweimal. Beim dritten Mal wird er ausgesperrt und der Code geändert. Das wäre schlecht.
Konzentrier dich, denkt er. Bleib ruhig. Atme durch. Erst da bemerkt er den Sprung im Display. Es ist gesplittert, sieht aus wie ein Spinnennetz. Er schneidet sich nicht daran, er fühlt die Risse in der Oberfläche nicht mal. Stattdessen wartet er auf eine Spinne, die ihn beißt.
Hinter den Kulissen:
Eigentlich ist diese Sammlung eher zufällig entstanden. Ich hatte ein paar Kurzgeschichten, bei denen ich mir dachte, die passen thematisch eigentlich gut zusammen. Das muss so in etwa gewesen sein, als Sick Times im Super Pulp erschienen ist.
Ab da fing ich an auch gezielt Geschichten für diese Sammlung zu schreiben. Zwei ältere Kurzgeschichten fand ich auch noch in meinem Archiv, die gut dazu passten (Ausgetauscht und Der alte Mann und die Löwen, letztere bestimmt meine älteste Geschichte hier drinnen und der Titel natürlich eine Anspielung auf Hemingway).
Gegen das Ende und Die Aufpasser wurden im Verlauf ebenfalls veröffentlicht. Die meisten hier enthaltenen Stories sind jedoch noch unveröffentlicht. Insgesamt umfasst die Sammlung 11 Geschichten.
Schreibe einen Kommentar