Sci-Fi und surreale Kurzgeschichten, selbst publiziert, vergriffen

Inhalt:

Black Desert versammelt einige meiner frühesten Kurzgeschichten. Da gibt es einen Astronauten, der auf einem im Weltall „gestrandeten“ Raumschiff auf den sicheren Tod wartet. Oder einen Mitarbeiter, der nach einer Konferenz in einem Zimmer vergessen wird und dort Raum und Zeit plötzlich stillstehen. In einer skurrilen Reality-Show müssen Teilnehmer moderne „12 Aufgaben des Herakles“ nachspielen. Und bei einem makabren Begräbnis wird die eigene Großmutter beim Leichenschmaus verspeist.

Aber es finden sich darin auch alltägliche Geschichten, die meist in absurden Momenten gipfeln. Ein kleiner Junge spielt während einem Streit der Eltern in seinem Kinderzimmer den Kampf zwischen Gut und Böse mit seinen Actionfiguren nach. Es gibt einen versoffenen Philosophen in der U-Bahn, der entweder Uni-Professor oder ein Obdachloser sein könnte. Und eine im wahrsten Sinne des Wortes zusammengestückelte Autobiographie.

  • Das Familienduell
  • Nur Kinder und Narren sprechen die Wahrheit
  • Traum der Vergangenheit
  • Langeweile und Sexbomben
  • Die (R)Evolutionäre Verwandlung
  • Cut-Up
  • Was geschah mit Peter K.
  • Black Desert
  • Die 12 Aufgaben des Herakles
  • Mahlzeit

Auszug:

aus Die (R)Evolutionäre Verwandlung:

Oh Affen, seht mich an, hier schwinge ich von Ast zu Ast. Noch nie bin ich von einem Baum runter gefallen oder gegen einen Baum geknallt. Ich hätte sogar Tarzan noch was beibringen können. Die Affenweibchen standen auf mich, ich hatte genug zu fressen und meine Freunde, und sogar einige meiner Feinde, respektierten mich. Immerhin war ich jetzt schon einer der stärksten Affen.

„Rüdiger, Schatz! Pass auf, dass du nicht wieder von einem Polizisten wegen zu schnellen Schwingens angehalten wirst, wir wollen nicht noch ein Strafblatt zahlen!“ Das war meine Mutter. Jedes Mal rief sie mir das nach, wenn ich mich aus dem Haus schwang. Bloß weil ich ein paar Mal angehalten worden war, hält sie mir das eine Ewigkeit vor.

Unsere Familie lebte vorwiegend in Frieden mit den meisten anderen Bewohnern unseres „Paradieses“, wie es von den Einheimischen genannt wurde. Die Tiger und Löwen waren ziemlich gute Freunde, zumindest, wenn sie genug zu fressen hatten. Die Nilpferde, Giraffen und ähnliche Pflanzenfresser waren ohnehin friedliche Zeitgenossen, es sei denn man ging ihnen auf die Eier und provozierte sie.

Die Einzigen, die manchmal ein wenig Ärger machten war eine Bande Orang-Utans, die sich der „U-Tan-Clan“ nannten. Recht üble Zeitgenossen, aber es war nicht sonderlich schwierig, ihnen aus dem Weg zu gehen. Hier im Urwald gab es dafür genug gute Gelegenheiten.

Ja, damals war das Leben noch schön, unbeschwert und einfach. Ich tat den ganzen Tag nichts anderes als fressen, den Weibchen imponieren, um sie später zu pimpern, und faul auf irgendeinem Baum liegen und mich von der Sonne bescheinen lassen. Es war herrlich angenehm. All das, was das Leben so schön machte, war zudem auch noch in Überfluss vorhanden!

Doch plötzlich änderte sich etwas, ich bekam, allerdings nur für kurze Zeit, sogar noch mehr Haare, als ich ohnehin schon hatte. Ein merkwürdiger Anfang für die Pubertät, dachte ich mir. Aber andererseits war ich froh, dass es bei mir endlich so weit war.

Black Desert
Black Desert

Hinter den Kulissen:

Black Desert entstand aus Übermut, Ungeduld und einer gehörigen Portion Verzweiflung. Nachdem ich viele Kurzgeschichten geschrieben hatte (alle schlecht) und kein einziges Magazin irgendetwas von mir veröffentlichen wollte (wahrscheinlich weil alle schlecht waren), wollte ich unbedingt etwas von mir geschriebenes in Händen halten.

Mit den zehn Geschichten in Black Desert war ich damals zufrieden. Zufrieden genug, um eine ehemalige Schulkollegin um Illustrationen zu bitten und es tatsächlich noch mal bei Verlagen zu probieren. Mit Kurzgeschichten. Ich dachte eigentlich, dass mir alle die Sammlung aus der Hand reißen würden und ich reich und berühmt werden würde. Spoiler: Dem war nicht so.

Ein Verlag bot mir an, die Sammlung zu publizieren, wenn ich mich an den Druckkosten beteilige. Ich würde jetzt gerne sagen, ich war schon damals so schlau auf solche Verlage nicht reinzufallen, aber der Grund, wieso ich abgelehnt hab, war viel simpler: ich hatte das Geld einfach nicht.

Deshalb machte ich mir selbst ein Geburtstags- und Weihnachtsgeschenk und ließ 50 Exemplare dieses dünnen Büchleins drucken. Es hat gerade mal 97 Seiten und ist im gleichen Format gehalten wie die allseits bekannten Reclam-Bücher. Ich wurde damit weder reich, noch berühmt, aber ich war trotzdem stolz drauf und hab die 50 Exemplare eifrig verschenkt, an jeden Verwandten, Freund und Bekannten, der sie haben wollte – oder auch nicht.

P.S.: Irgendwie dürfte ich in meinem Verschenkungswahn auch ganz den Überblick verloren haben, denn ich besitze nicht mal mehr selbst ein einziges Exemplar von Black Desert.