Steelpunk, in Science-Fiction goes Punk, p.machinery
Inhalt:
Juna kommt in einer düsteren, dreckigen Welt zu sich, getrennt von ihrer Schwester Maja. Dort trifft sie auf Marek, der auf einer Deponie ein Dasein als Außenseiter fristet. Mit seinen Implantaten aus Stahl wirkt er zwar gefährlich und bedrohlich, doch eigentlich ist er von kindlich naivem Gemüt und sucht nur nach Freundschaft.
Auszug:
Jemand ist dort. Mitten im Zentrum. Zwei Geschöpfe, eindeutig Menschen. Als hätte ein Urknall zwei Menschen geboren.
Sonst ist er alleine hier. Auf der Deponie, wo er Maschinenteile sammelt. Nur er und Walden. Sein Glücksbringer. Er greift jetzt nach ihm. Dem kleinen Plastikkopf, der an einer Kette um seinen Hals hängt. Mit seiner linken Hand, der menschlichen Hand, hält er Walden fest. Dreht den abgegriffenen Hasenkopf zu sich und sieht ihn an.
»Was war das?«, fragt Marek. Gleichzeitig sucht er verzweifelt nach einem Versteck, einem Schlupfloch, irgendwas, wo er sich verkriechen kann. Es gibt genug Schrott und ausrangierte Maschinen und Metall und Stahl, unter denen er sich vergraben könnte. Es gibt sogar genug Höhlen, die sich über die Jahrzehnte unter diesem Schutt gebildet haben.
Er dreht sich um. Hinter ihm geht das Leben weiter. In der Stadt, die immer weiter wächst und größer wird. Alles verschlingend. Wo die Menschen sich zu Maschinen machen. Wo es rund um die Uhr dampft und pocht und kracht und immer laut ist. Wo Marek Angst hat, weil dort so viele Menschen sind und niemand ihn mag, weil dort alles aus Stahl und Beton besteht und alles nur Hardware ist.
Und weil seit einiger Zeit immer wieder Menschen verschwinden. Etwas hat sich in die Hardware eingeschlichen. Es lauert und wächst. Er hat nur Gerüchte gehört. Er weiß nichts Genaues. Er weiß überhaupt sehr wenig. Aber es kümmert ihn nicht. Er lebt hier draußen auf der Deponie. Alleine mit Walden und in Ruhe. Bis jetzt.
Ein dunkler, öliger Nebel trägt den Lärm zu ihm hinaus auf die Deponie. Manchmal hat er das Gefühl, in dem Lärm etwas zu hören. Ein Flüstern. Kein Menschliches, sondern von etwas anderem, etwas Neuem. Genau von dem, was sich heimlich in der Stadt eingenistet hat. Ein Knistern und Rauschen, ein statischer Lärm.
»Was machen wir jetzt?«, fragt Marek. Er drückt Walden fest an sich.
Er fokussiert wieder die zwei Gestalten. Sie bewegen sich nicht. Sie liegen am Boden.
»Glaubst du, es ist ihnen was passiert?«
Walden sieht ihn mit seinen schwarzen Augen an.
»Wir sollten ihnen helfen.«
Waldens Zähne sind fest zusammengebissen, gefletscht wie zu einem angriffslustigen Lächeln.
»Aber was, wenn sie böse sind?«
Walden hat nie Angst.
Marek richtet sich auf. Zu voller Größe. Durch seine stählernen Beine ist er etwas über drei Meter groß. Und trotzdem einer der Kleinen in dieser Welt. Er weiß es. Er ist klein und schwach und unnütz und ängstlich. Das finden alle. Deshalb ist er alleine.

Hinter den Kulissen:
Nach der Anfrage der Herausgeberin Tessa Maelle, ob ich mich an der Anthologie Science-Fiction Goes Punk beteiligen möchte und es von Anfang an klar war, dass man auch zwei Geschichten einreichen darf, wollte ich die Zwillinge Juna und Maja getrennt voneinander betrachten. Ich wollte sie in ihren jeweiligen Geschichten alleine bzw. mit anderen Protagonisten agieren lassen.
Hardware ist zwar zuerst entstanden, fiel mir aber weitaus schwerer zu verfassen. Während Software relativ flott und zügig von der Hand ging, hab ich bei Hardware mehrere Anläufe gebraucht, bis ich mal mit einer Version zufrieden war. Auch das Punk-Genre war mir für diese Geschichte nicht von Anfang an klar und es gab einige Experimente. Trotzdem muss ich zugeben, dass ich am Ende vielleicht mit Hardware eine Spur zufriedener bin als mit Software.
Wie die Geschichten ankommen, wird sich zeigen, das entscheiden letztlich natürlich die Leser.